Musiktherapie

Die Musiktherapie auf der Kinderonkologischen Station „Löwenherz“

Seit 2012 ist die Musiktherapie Bestandteil der psychosozialen Begleitung auf der Kinderonkologischen Station „Löwenherz“ (K41) der Dortmunder Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und begleitet Kinder und Jugendliche sowie ihre Familien. Hier stellt sich die Therapie nun vor.

Ein langer Krankenhausaufenthalt bedeutet aus der „normalen Lebenswelt“ herausgerissen zu sein und stellt für die Kinder und ihre Familien eine große Herausforderung und Belastung dar. Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet das einen gravierenden Einschnitt in ihr soziales Umfeld sowie ihre Entwicklung. Das Erlebte muss emotional verarbeitet werden. In dieser besonderen Situation können einem die Worte fehlen.

Hieran knüpft die Musiktherapie als nonverbale Therapieform an und ermöglicht es mit sich und anderen wieder in Kontakt zu kommen. Die Therapie findet im Krankenzimmer, auf Station oder im Therapieraum statt.

In der Kinderonkologie steht die Krankheitsverarbeitung als musiktherapeutisches Ziel an oberster Stelle für die Kinder und ihre Familien. Dazu gehört das gemeinsame

Gestalten positiver Momente um den Klinikalltag für einen Moment zu vergessen. Beim gemeinsamen Musizieren mit Instrumenten oder beim Singen werden Ressourcen gestärkt sowie Vertrauen, Sicherheit und Halt vermittelt. Das Kind darf an dieser Stelle ein Kind sein, das spielt, lacht, singt und neugierig ist

Das Ausprobieren verschiedener Instrumente und Spielweisen sowie das gemeinsame Improvisieren, also das spontane gemeinsame Musizieren mit der Therapeutin spielen in der Therapie eine zentrale Rolle. Dabei muss man in der Musiktherapie kein Instrument „spielen können“, experimentieren ist erlaubt und ausdrücklich erwünscht! Ebenso Klatschen, Stampfen, Tanzen oder andere Bewegungen zur Musik.

Die Kinder können im gemeinsamen Musizieren rhythmische Erfahrungen machen

Musiktherapie:
Ausdruck von Gefühlen beim gemeinsamen Trommeln

und koordinierte Bewegungen erleben – gerade für Kinder, die lange im Krankenbett zubringen müssen, wertvolle Momente. Gefühle wie Wut oder Traurigkeit können in der Musik ihren Ausdruck finden – z. B. beim lauten Trommeln oder in einem „Wut“-Lied.  Auch kann es für ein Kind bedeutsam sein „den Takt anzugeben“, „Dirigent“ zu sein, also die Kontrolle über das Geschehen zu haben.

Das Singen ist ein weiterer wichtiger Baustein in der musiktherapeutischen Arbeit: Singen vertrauter und bekannter Lieder, das Entstehen von Fantasieliedern, das Erfinden neuer Texte für bekannte Lieder oder sogar das Schreiben und Komponieren eines eigenen Songs. Das Erleben und Einsetzen der eigenen Stimme stärkt das Selbstvertrauen.

Für ältere Kinder oder Jugendliche kann es darüber hinaus sinnvoll sein, ihr eigenes Instrument mitzubringen oder aber auch ein Wunsch-Instrument kennenzulernen, erste Lieder darauf zu lernen sowie eigene Musik zu improvisieren und sogar zu komponieren.

In Zeiten, in denen es den Kindern nicht gut genug geht um selbst musikalisch aktiv sein zu können, ermöglicht vorgespielte Musik auf klangvollen Instrumenten positive Zuwendung und Entspannung, sowie ein positives Körpergefühl.

Die ganze Familie

Nicht nur das Kind, sondern auch die Eltern und Geschwister werden nach Bedarf in den therapeutischen Prozess mit einbezogen, um die ganze Familie in der anhaltenden

Musiktherapie:
Kind mit Mama beim gemeinsamen Musizieren

Belastungssituation zu stärken. So können in der Musiktherapie mit dem Kind zusammen schöne Momente erlebt werden, und Klinikalltag sowie Patientenrolle für einen Moment vergessen werden. Das Kind kann hier von der Familie als spielendes, kreatives Kind wahrgenommen werden – für Eltern kranker Kinder und ihre Geschwister eine wichtige und stärkende Erfahrung und Regenerationsquelle.

Zusammenfassend die Ziele der Musiktherapie

  • Aufbau von Vertrauen und Sicherheit
  • Unterstützung der emotionalen Bewältigung von Ängsten, Schmerzen, Kontrollverlust, sozialer Isolation und weiteren belastenden Erfahrungen
  • Stärkung vorhandener individueller Ressourcen und Kompetenzen
  • Autonomie- und Selbstwertstärkung
  • Förderung nonverbaler Ausdrucksmöglichkeiten
  • Erleben von Selbstwirksamkeit
  • Förderung der Selbstheilungskräfte
  • Stärkung der Eltern-Kind-Interaktion
  • Aufrechterhaltung der altersentsprechenden Entwicklung (emotional-sozial, kognitiv-sprachlich, motorisch) sowie:
  • Förderung spezifischer u.U. beeinträchtigter neurologischer Funktionen (die Sprache, Kognition oder Motorik betreffend)
  • Schmerzreduktion und Entspannung

Die positive Wirkung der Musiktherapie in unterschiedlichen klinischen Zusammenhängen – so auch in der onkologischen Behandlung – ist mittlerweile vielfach durch Studien belegt, wird aber dennoch im Bereich der Kinderonkologie bisher nicht über die Krankenkassen finanziert. So unterstützt der ELTERNTREFF dieses für die krebskranken Kinder wichtige Projekt.

Sabine Bischof, Dipl.-Musiktherapeutin, Musiktherapeutin DMtG

zum herunterladen: Infoblatt-Musiktherapie

Kommentare sind geschlossen